Frühkindliche Reflexe
Einfach erklärt
Die frühkindlichen Reflexe sind wichtige genetisch festgelegte Bewegungsmuster, die für alle Menschen gleich in ihrem Bauplan angelegt sind.
Mit Hilfe dieser frühkindlichen Reflexe wird das Baby bereits im Mutterleib optimal auf die Geburt und das Leben vorbereitet.
Frühkindliche Reflexe fungieren gewissermaßen als „Fitnesstrainer“ während der Schwangerschaft. Sie ermöglichen die Geburt und den ersten Atemzug. Diese automatischen Reaktionen regulieren lebenswichtige Aufgaben und sichern das Überleben des Säuglings.
Alle Reflexe haben sensorische und motorische Aufgaben und bilden jeweils die Grundlage für spätere bewusst gesteuerte Fertigkeiten.
Über verschiedene Meilensteine (Bauchlage, Drehen, Krabbeln, usw.) führen frühkindliche Reflexe zum aufrechten Gang und später zu komplexen Bewegungen wie Schreiben, ein Instrument spielen oder Schwimmen.
Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung des Gehörs, des Gleichgewichtssinns, der visuellen Wahrnehmung, der Sprache, der Koordination und der Feinmotorik.
Es existiert eine festgelegte Abfolge dieser Reflexe, die bei allen gesunden Kindern weltweit gleich verläuft. Ein frühkindlicher Reflex reift heran, erreicht seinen Höhepunkt, erfüllt seine Aufgabe und wird dann gehemmt oder in einen höheren Reflex integriert.
Aus verschiedenen Gründen können frühkindliche Reflexe jedoch bestehen bleiben, wie Statisten eines Theaterstückes, die einfach auf der Bühne verbleiben und stereotyp ihre Rollen weiterspielen, obwohl sie schon längst hätten abgehen sollen. Dies bringt natürlich den Ablauf des „Drehbuchs der Entwicklung“ durcheinander.
Diese Restreaktionen der Reflexe, also ihr dauerndes ungeplantes „Reinpfuschen“, können sehr irritierend wirken. Der Körper versucht, diese unwillkürlichen Muskelreflexe unter Kontrolle zu bringen bzw. zu kompensieren, was äußerst anstrengend ist und viel Energie kostet.
Aufmerksamkeit wird gebunden, und dies kann wiederum Auswirkungen auf das Lernen, das Verhalten, die Körperhaltung und die Motorik haben.
Bücher:
- Greifen und Begreifen (Sally Goddard Blythe)
- Hilfe! Mein Kind passt nicht ins System (Doreen Schäfer)
- Flügel und Wurzeln (Dorothea Beigel)
- Bewegungen, die heilen (Dr. Harald Blomberg)
- Wieder im Gleichgewicht (Christine Sieber, Dr. Carsten Queißer)
Zum besseren Verständnis
hier ein Beispiel am STNR (Symmetrisch Tonischer Nackenreflex)
- Er hat seinen großen Auftritt zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat.
- Er hilft dem Baby in den Vierfüßlerstand zu kommen und sich auf seinen Händen und Knien zu stabilisieren.
- Er wird durch die Bewegung des Kopfes ausgelöst.
- wenn das Kleinkind den Kopf in Richtung Nacken bewegt, strecken sich automatisch die Arme, die Beine beugen sich, der Po sinkt auf die Fersen und der Blick schaut in die Ferne
- wenn das Kleinkind den Kopf nach vorne senkt, beugen sich die Arme, die Beine strecken sich, der Blick schaut in die Nähe.
- Nah- und Fernsehen werden trainiert.
- Der STNR wird dann vom Krabbeln abgelöst.
Bleiben Restreaktionen des STNR bestehen, können unter anderem folgende Probleme auftreten:
- Beim Sitzen (wenn Hüfte und Knie gebeugt sind) möchten sich die Arme strecken.
- zum Schreiben muss sich der Arm jedoch im Ellbogen beugen.
- Damit ein entspanntes Schreiben überhaupt möglich ist, „sagt“ das Gehirn unterbewusst, dass es doch viel besser und angenehmer wäre, im Liegen, Stehen oder mit untergeschlagenen Beinen zu schreiben. (damit die Hand nicht so verkrampft und der Arm nicht so schnell müde wird)
- „Jetzt setz dich doch mal ordentlich hin!“ diesen Satz hört ein STNR-Kind sehr oft.
- dem Kind ist es fast nicht möglich den Kopf aus dem Wasser zu strecken und den restlichen Körper flach im Wasser zu halten
- sobald der Kopf nach oben gestreckt wird, wollen sich die Beine nach unten beugen (tauchen gelingt meist sehr gut, da der Kopf hier in einer Linie mit dem Körper bleiben kann)
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